Ein Rundgang durch die Stiftskirche

Die Stiftskirche in Schildesche geht zurück auf ihre Stiftung im Jahre 939 durch Marswidis. Deren Vorbild für ein adliges Damenstift war die Abtei in Herford. In Schildesche hat das Damenstift bis 1810 bestanden. 

Der kreuzförmige Grundriss der heutigen Kirche stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts und entstand durch Erweiterung des Gebäudes nach einem Brand. Im 15. Jahrhundert wurde die Kirche weiter ausgebaut. In dieser Zeit erhielt sie auch einen hohen Turm, der allerdings 1811 einstürzte. Der jetzige Kirchturm stammt von 1869. 

Wer die gotische Stiftskirche durch den Haupteingang (Kirchturm von 1869 mit sechs Glocken von 1461 u. 1996) betreten hat und durch den zum Turm gehörigen Vorraum gegangen ist, kommt unter der Orgelempore in das Längsschiff. 

1 Orgel

Auf der Empore über dem Eingang befindet sich die Orgel von 1962 (Fa. Fährer, 35 Register, 3 Manuale, Pedal, s. Abbildung).

Mehr Informationen über die Orgel finden Sie auf der Seite "Die Orgel der Stiftskirche"

2 Epitaph

An der linken Wand des Kirchenschiffs ist ein Epitaph (Grabmal, s. Abbildung) aus dem 17. Jahrhundert, das an die Stiftsdamen Margareta von Calenberg und Foenna von Oeynhausen erinnert. Umgeben von verschiedenen Wappen, zeigt es eine Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes unter dem Kreuz (der Gekreuzigte selbst jedoch ist nicht mehr vorhanden). Dieses Epitaph ist auch kirchengeschichtlich insofern interessant, als es sowohl einer katholischen (Foenna von Oeynhausen als auch einer evangelischen Stiftsdame (Margareta von Calenberg) gewidmet ist. Die konfessionellen Streitigkeiten nach der  Reformation im Stift hatte der Große Kurfürst mit einem Edikt von 1673 beendet, in dem er verfügte, dass die katholischen Stiftsdamen ein Drittel und die evangelischen zwei Drittel der Stellen innehaben sollten. 

3 Freskogemälde des heiligen Christophorus

Beim Weitergehen fällt der Blick auf die rechte Empore mit einem Freskogemälde aus der Zeit um 1400. Es zeigt den heiligen Christophorus. (s. Abbildung)

4 Sakramentshäuschen

Zwischen der Empore und der modernen, als ein Fremdkörper empfundenen Kanzel steht ein gotisches Sakramentshäuschen (um 1500), ein mit einem Pelikan gekrönten dreigeschossigen Fialenaufbau von 10 m Höhe. Es diente vor der Reformation zur Aufbewahrung der Hostien. (s. Abbildung)

5 Schlußstein im Gewölbe

Schaut man  in der Vierung (Kreuzung von Längsschiff und Querschiff) nach oben, sieht man auf dem Schlussstein im Gewölbe Johannes den Täufer, den Patron der Kirche, mit Marswidis, der Stifterin, und Emma, der ersten Äbtissin, dargestellt. (s. Abbildung) Auch die übrigen Schlusssteine sind einen Blick wert.

6 Steintafeln

Im Chorraum befinden sich an der linken Wand zwei Steintafeln (um 1500): Ankündigung der Geburt Jesu durch den Erzengel Gabriel und Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes. (s. Abbildung)

7 Sakramentsnische

An der Ostwand links ist eine ältere gotische Sakramentsnische mit einem spitzbogigen Giebelfeld zu sehen, in dem das Lamm Gottes dargestellt ist, dessen Blut in einem Kelch aufgefangen wird. (s. Abbildung)

8 Taufbecken

Nach einer aufwendigen Restaurierung im Jahr 2004 ist das barocke Taufbecken aus dem 17. Jahrhundert wieder in die Kirche zurückgebracht worden. (s. Abbildung) Es steht im Chorraum, in der Nähe des Altars. 

9 Schnitzaltar

Das Hauptkunstwerk ist der Schnitzaltar um 1500 vom Braunschweiger Madonnenmeister gefertigt. (s. Abbildung)

Kleine Felder: Leben Johannes des Täufers (links) und Leben Jesu (rechts);
Großes Mittelfeld: Kreuzigung.
Auf den Rückseiten der beweglichen Flügel befinden sich - leider beschädigte - wertvolle Malereien mit Szenen aus der Passion Jesu und vom Ende des Täufers.  

Mehr Informationen und Bilder zum Altar finden Sie auf der Seite "Der Altar der Stiftskirche".

10 Sakristei

In der Sakristei steht ein weiterer kleiner Altar mit einer Darstellung des Gebetes Jesu am Ölberg aus dem 18. Jahrhundert. (s. Abbildung)

11 Fräuleinchor

Die linke Empore heißt auch "Fräuleinchor", weil von ihr aus die Stiftsdamen am Gottesdienst teilnahmen. Über eine Innentreppe gelangt man hinauf und findet über der Tür einen romanischen Türsturz mit sehr alten Blatt- und Rankenornamenten. (s. Abbildung) Neben der Tür befinden sich in die Wand eingelassene Urkundenfächer. (s. Abbildung)

12 Friedhofslaterne

Ein Rundgang um das Äußere der Kirche lohnt sich ebenfalls. Am interessantesten ist die zum Kirchplatz gelegene Südseite. Hier fällt Ihr Blick auf die steinerne gotische Friedhofslaterne (s. Abbildung). Sie erinnert noch daran, daß der Platz ehemals ein Friedhof war.

13 Die Brauttür

Die Tür zum südlichen Querschiff heißt seit alters "Brauttür", da eine Stiftsdame bei ihrer Aufnahme als "Braut Christi" durch diesen Zugang das Gotteshaus betrat. Eine Inschrift Über der Tür weist auf ihre Stifterin hin, die Kanonissin Gertrud Top (14. Jh.). Das Wappen ihrer Familie ist beigegeben. (s. Abbildung)  

14 Grabsteine der Stiftsdamen

Am Ostabschluß der Kirche stehen einige Grabsteine ehemaliger Stiftsdamen, zumeist aus dem 17. Jahrhundert. (s. Abbildung)

15 Ehrenmal

An der Nordseite befindet sich ein Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus der Gemeinde. (s. Abbildung)

16 Kapelle

Von hier aus hat man außerdem einen Blick auf eine Kapelle (jetzt neuapostolische Kirche) für die nach der Reformation katholisch gebliebenen Stiftsdamen. (s. Abbildung)

Literatur

  • Stiftskirche in Schildesche.  Westfälische Kunststätten, Heft 24, 1983
  • Andermann, Ulrich (Hrsg.): Stift und Kirche Schildesche 939-1810, 1989
  • Pieper, Paul: Der Altar von Schildesche, )1981 (vergriffen
  • Ravensberger Blätter, Heft 2, 1990; Themenheft Stift und Kirche Schildesche
  • Geschichtsabläufe. Historische Spaziergänge durch Bielefeld (hrsg. von Bernd Hey, Thomas Niekamp, Michael Veldkamp, Reinhard Vogelsang). Bielefelder Beiträge zur Stadt- und Regionalgeschichte 7, 1990

 

Eingang der Stiftskirche